Arbeit neu denken mit: Thomas Haas
In unserer Serie «Arbeit neu denken mit …» sprechen wir mit Expertinnen und Experten aus der Wirtschaft über neue Arbeitswelten. Wie können wir unsere Arbeitsweisen in Zukunft überdenken? Wie wollen wir unser Team-Sein neu gestalten? Wie viel Kontrolle braucht es noch? Unter anderem zu diesen Themen gibt Thomas Haas in dieser Ausgabe wertvolle Einblicke.
Zur Person
Als Gründer von GoBeyond coacht Thomas Haas Führungskräfte bei New-Work-Themen und begleitet Unternehmen in die neue Arbeitswelt.
1. In der Pandemie hat sich die Art zu arbeiten auf einen Schlag verändert – und plötzlich reden alle über New Work. Stehen wir tatsächlich vor einer Revolution der Arbeitswelt oder ist das nur ein weiteres Buzzword?
Die Revolution der Arbeit wird von der Digitalisierung getrieben: Wie uns jetzt gerade ChatGPT vor Augen führt, wird immer mehr automatisiert. Routine-Tätigkeiten und Tätigkeiten, die Regeln und Prozessen folgen, werden automatisiert. Dadurch entstehen neue, komplexere Aufgaben. Und: Die Teamarbeit gewinnt gegenüber der Einzelleistung an Bedeutung. Dies kombiniert mit weiteren Trends wie selbstbestimmt zu leben und Familienzeit führt zur Revolution der Arbeitswelt. Sie ist da, die Revolution, und wir sind mittendrin.
2. Warum müssen wir überhaupt Arbeit neu denken?
Die Arbeitswelt verändert sich schon länger. Mit der Pandemie hatten wir Gelegenheit, unsere Arbeitsweise zu überdenken und mit den Homeoffice-Regeln lernten wir neue Fähigkeiten. Diese können wir nun nutzen und sinnvoll einsetzen.
3. Mit GoBeyond begleitet ihr verschiedene Unternehmen in die neue Arbeitswelt. Was sind aktuell die grössten Herausforderungen der Arbeitgebenden?
Wir unterscheiden grob zwei Gruppen: Die einen sind vom Markt und von der Konkurrenz unter Druck. Sie fürchten, bedeutungslos zu werden und müssen handeln: Kundenzentrierung, agile Arbeitsweisen, Innovation und Kreativität.
Die anderen harren in verstaubten Strukturen und haben Mühe, Mitarbeitende zu finden. Um künftig die Leistungen erbringen zu können, schaffen sie ein attraktiveres Arbeitsumfeld: Selbstorganisation, flache Strukturen, Purpose-getrieben.
4. Dank Remote Work können Mitarbeitende den Arbeitsort und die Arbeitszeit flexibel an ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen. Was braucht es, dass dabei die Kollaboration im Team und der soziale Austausch nicht zu kurz kommen?
Wir sind soziale Wesen und brauchen den Austausch. Wir wollen verstanden und aufgehoben sein. Sicherheit und Vertrauen können wir auf vielfältige Weise schaffen, zum Beispiel mit einer Lern- und Fehlerkultur. Diese muss nicht zwingend auf sozialem Austausch basieren – kann, muss nicht. Klare Regeln, Prozesse und Abläufe können dies auch.
Die Frage ist dann eher: Wie wollen wir unser Team-Sein gestalten? Leistungsmaschine oder Familie? Persönlich erlebte ich beide Formen als sehr wohltuend und befriedigend.
Was es als Team braucht, ist die Klarheit über Ziele und Bedürfnisse und wie das Team diese zusammenführt. Die Pandemie lehrte uns, wie wir mit Remote-Bier, -Spaziergang etc. dies auch ortsunabhängig umsetzen können, wenn wir wollen.
5. Führungskräfte fragen sich, wie sie damit umgehen sollen, wenn Mitarbeitende zukünftig nur noch selten vor Ort arbeiten. Wie viel Kontrolle braucht es in der neuen Arbeitswelt?
Ob vor Ort oder irgendwo in der Ferne: Unternehmen müssen ein Umfeld schaffen, in welchem Mitarbeitende ihren Beitrag leisten wollen. Dann entstehen Qualität, Kreativität und beste Leistungen. Das System, die Ergebnisse, die Prozesse müssen auf Wirkung und Effizienz kontrolliert und verbessert werden – nicht die Menschen.
6. Auch bei GoBeyond nutzt ihr seit ein paar Monaten Flesk. Was ist für euch der grösste Vorteil?
Wir gründeten in der Pandemie und sahen uns nach vier Monaten das erste Mal ohne Kamera. Wir arbeiten oft vor Ort bei Kunden und sind daher viel unterwegs. Mit Flesk haben wir jederzeit den Arbeitsplatz da, wo wir ihn brauchen. Persönlich nutze ich die Ortswechsel, um mir Tage von Deep-Work oder Mini-Workations einzurichten. Das ist wunderbar.